oder: Gelingende Integration einer US-Amerikanerin
beim asiatischen Essen in Hamburg-Altona im August 2019
Als Antonia aus Palo Alto
beim Studierendenaustausch à propos
in Altona in einem Lift
durch Zufall auf den Anton trifft
gibt‘s in der Enge, im Gewühle
der Fahrstuhlaufwärtsfahrt Gefühle
in Aufruhr, als ihr Knie berührt
den Anton, sie ihr Herz verliert
und als sie wieder spürt sein Knie
verliert sie auch ihr Namens-i
Anton Antona zur Kompensation
zum Essen einlädt, zu Reis mit Plankton
zu Sesam und Soja dann nicht mehr, denn
mit der sehr scharfen Chili-Sauce
verschlucken versehentlich beide ein N
doch in elegant spendabler Pose
gefällt sich Aton, bestellt schnell
zwei außergewöhnlich schöne LL
dann haben sie beide in Ruhe genossen
leckere Bambus- und Buchstabensprossen
und schöne Musik, atonalen Klang
anschließend beim altonalen Gang
zu Altons Wohnung, sie spürt es schon
sie verschmilzt, wird eins, gehört ganz dazu
sie fühlt die vollständige Integration
als Alton sie küsst und flüstert „Du“
und wieder einmal empfindet sie
sein schwingendes knittelndes Wackelknie
wie einen Wink ohne Zaunpfahl
einen Link zum Idealfall
da haucht sie anverwandelt „Ah“
alles geht auf in Altona.
Jochen Stüsser-Simpson liest, joggt und schreibt gerne – in verschiedenen Genres und Landschaften, wohnt zu Fuß zwei Minuten vom Bahnhof Altona, unterrichtet Philosophie und Deutsch am Gymnasium Christianeum in Hamburg-Othmarschen – mit dem Fahrrad zwanzig Minuten entfernt, organisiert dort im Team das – leider wegen Corona – gerade pausierende Literarische Café.